Terror / Amokläufe / Krieg – Gedanken

Was ist los mit unserer Welt? Eskaliert die Gewalt nun auch vor unserer eigenen Haustür und werden wir bald nicht mal mehr sorgenfrei ins nächste Geschäft gehen können, um einzukaufen?
Werden Menschen immer brutaler oder sind es die Waffen, die schuld an all dem sind?
Sollten wir alle möglichen Gewalttäter verbannen oder jeden, der auch nur irgendwie verdächtig ist, vorerst mal wegsperren?

Terror / Amokläufe / Krieg
© detailblick-foto – Fotolia.com

Meine Idee ist, dass wir still werden, wenn wir von solchen Gräueltaten hören, die uns in den letzten Wochen erschüttert haben. Dann könnten wir den Gedanken suchen, der uns am meisten stresst.
Wir könnten uns fragen: ist das wahr? Stimmt das, was ich denke? Kann ich wirklich sicher sein, dass es stimmt?
Du fragst dich jetzt vielleicht, warum du das tun solltest!?

Ich möchte dich dazu einladen, diese Übung zu machen, weil ich hoffe, dass noch mehr Menschen offen werden, für neue Wege mit Attentaten und Anschlägen umzugehen. Wir müssen aus dem Täterdreieck: Täter – Opfer – Retter aussteigen, denn solange wir Menschen als „Täter“ bezeichnen, wird es auch immer „Opfer“ geben.
Nein, ich bin weder hartherzig noch egoistisch. Ich habe gelernt, dass jeder Mensch genau DAS tut, was sein Denken ihn glauben lässt.
Wenn wir die Gedanken des Täters von München glauben würden, würden wir genau dasselbe tun, wie er.

Warum hat dieser Mensch aber nun diese Gedanken und warum hat er ihnen geglaubt?

Meine Erklärung ist meistens recht einfach: Menschen, die so etwas tun, sind schon als Kind schwer traumatisiert worden. Sie sind ungeliebt, vernachlässigt, missbraucht oder geschlagen worden, konnten keine sichere Bindung zu einer Bezugsperson aufbauen oder waren Außenseiter, ohne Chance auf Integration in unsere Welt.

Sie haben, wie viele andere auch, wenig oder keine Liebe erhalten und fühlten sich nicht dieser Gesellschaft zugehörig.
In einer meiner letzten Works konnte ich finden, dass ich – wenn ich ein Amokläufer wäre – Zugehörigkeitsgefühle haben würde, wenn ich mich selbst am Ende erschießen würde. Dann gehörte ich wenigstens in diesem Augenblick zu anderen Menschen dazu. Nämlich zu denen, die hier und heute gestorben sind.
Ich möchte nicht, dass du denkst, dass das zynisch ist. Ich möchte, dass du versuchst, auch einen Täteranteil in dir zu finden, damit du dich bald auch frei von Angst fühlen kannst. Nur wenn du verstehen lernst, wie Menschen funktionieren, kannst du unbeschwert durch diese Zeiten gehen.

Wenn du bemerkst, dass du ALLES bist: der, der Gewalt ausübt, der der Gewalt erlebt, und der, der wegschaut und so tut, als würde ihn das alles nichts angehen, bist du frei.

Ich wünsche mir mehr Verständnis für „Täter“, ich wünsche mir Mitgefühl für einen Menschen, der eine solche Tat ausübt und ich möchte immer wieder an das Umfeld eines solchen Menschen erinnern, das nichts bemerkt hat oder dem es egal war, dass ein Mensch unter ihnen lebt, der einsam und alleine ist und keine Freunde findet, die ihn mögen und so zu solch einer Tat beigetragen hat.

Nur, wenn du auch einen Zugang zu einem dieser Menschen bekommst, wirst du frei sein. Wenn du in der Trennung lebst, sagst, dass du niemals so etwas tun würdest und diese Taten verabscheust, wirst du Angst haben. Du wirst dich als zugehörig zu unserer Gesellschaft und den anderen als Fremdkörper, als gestört oder als Bestie bezeichnen. Es bringt uns nicht weiter, so zu denken. Wir werden den Kreislauf der Gewalt in unserer Welt nicht beenden, wenn wir weiterhin solche Gedanken glauben.

Nur, wenn wir diese Menschen als zu uns gehörig anerkennen können und erkennen, dass wir – ja, WIR alle – mit unserem Verhalten zu diesen Taten beigetragen haben, werden wir frei sein.

Denk mal darüber nach und stelle mir gerne Fragen oder kommentiere diesen Beitrag.

Ich danke dir fürs Lesen dieses Artikels.
Jeder Mensch, der seine Blickrichtung ändert, ist jemand, der ein Umdenken in unserer Welt bewirken kann.

Danke,
Eva

2 Kommentare zu „Terror / Amokläufe / Krieg – Gedanken“

  1. Mit freundlicher Genehmigung von Eva darf ich ein Gedicht von Thich Nhat Hanh anfügen, das den Kern Ihrer Wahrnehmung trifft.

    Sag nicht, daß ich morgen scheide,
    denn ich bin noch gar nicht ganz da.
    Schau: Jede Sekunde komme ich an, um
    zu werden die Knospe am Frühlingszweig,
    ein kleiner Vogel mit Flügeln, die noch nicht tragen, im neuen Nest lern ich gerade erst singen, ein Käfer im Herzen der Blume und ein Juwel, verborgen im Stein.

    Ich komme gerade erst an mit lachen und Weinen, mit Furcht und mit Hoffnung, der Schlag meines Herzens ist die Geburt und der Tod von allem, was lebt.
    Ich bin die Eintagsfliege, die vielgestaltig schillert auf der Oberfläche des Flusses, Bin auch der Vogel, der im Frühling gerade noch rechtzeitig kommt, die Fliege zu schnappen.

    Ich bin der Frosch, der ganz zufrieden
    im klaren Wasser des Teichs hin- und herschwimmt, und bin die Schlange, die geräuschlos sich nähernd vom Froschfraß lebt.

    Ich bin das Kind aus Uganda, nur Haut und Knochen mit Beinen so dünn wie Stöcke aus Bambus und ich bin der Kaufmann, der tödliche Waffen nach Uganda verkauft.

    Ich bin das zwölfjährige Mädchen,
    Flüchtling in einem kleinen Boot,
    das sich in den Ozean wirft,
    nachdem es von einem Seepiraten vergewaltigt wurde, und ich bin der Pirat, mein Herz ist noch nicht fähig, zu sehen und zu lieben.

    Ich bin ein Mitglied des Politbüros mit
    reichlich Macht in meinen Händen,
    und ich bin der Mann, der seine
    „Blutschuld“ an sein Volk zu zahlen hat, langsam sterbend in einem Arbeitslager.

    Meine Freude ist wie der Frühling, so warm, daß sie die Blumen in allen Lebensformen erblühen läßt.
    Mein Schmerz ist wie ein Fluß von Tränen, so voll, daß er die vier Meere füllt.

    Bitte rufe mich bei meinem wahren Namen, damit ich all meine Schreie und mein Lachen zur selben Zeit hören kann, damit ich sehen kann, daß meine Freude und mein Schmerz eins sind.

    Bitte rufe mich bei meinem wahren Namen, damit ich aufwachen kann, und das Tor meines Herzens offen bleiben kann.
    Das Tor des Mitgefühls.

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